Blog Artikel #4 – 23.02.2025 – Bastian Rolle
Psychologische Sicherheit: Der unterschätzte Schlüssel zu Teamleistung in Werbeagenturen
Wer kreative Höchstleistung will, braucht mehr als ein motiviertes Team. In einem Umfeld, in dem sich Teams sich oft neu zusammensetzen, Deadlines eng getaktet sind und kreative Ideen in Echtzeit bewertet werden, herrscht oft eine unausgesprochene Grundspannung. Viele sprechen von „Druck“. Und selten von dem, was wirklich fehlt: psychologische Sicherheit.
Psychologische Sicherheit bedeutet nicht, dass jede Meinung automatisch Zustimmung findet oder dass auf klare Erwartungen verzichtet wird. Sie schafft vielmehr ein Umfeld, in dem Ideen, Fragen oder auch Kritik geäußert werden können – ohne Angst vor Bloßstellung oder negativen Konsequenzen. Es geht um Vertrauen in den gemeinsamen Umgang, nicht um Beliebigkeit.

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Wieso psychologische Sicherheit in Agenturen oft fehlt
Agenturen arbeiten im Projektmodus: hohe Dynamik, wechselnde Teams, schnelles Tempo. In solchen Umfeldern entstehen Unsicherheiten fast automatisch. Doch statt diese produktiv zu gestalten, werden sie oft ignoriert. Was folgt, ist eine Kultur der Vorsicht: Mitarbeitende halten sich zurück, Feedback wird vermieden, Ideen werden nicht ausgesprochen, wenn sie nicht „sitzen“.
Hinzu kommt: In Agenturen gibt es traditionell wenig Raum für Schwäche. Wer zögert, zweifelt oder eine Frage stellt, könnte Gefahr laufen, als inkompetent zu gelten. Diese Mechanismen sind nicht immer bewusst, aber sie wirken. Und sie verhindern genau das, was Agenturen eigentlich ausmachen sollte: Offenheit, Kreativität und Tempo.
Was psychologische Sicherheit leisten kann
Teams, in denen psychologische Sicherheit besteht, sind nachgewiesenermaßen leistungsfähiger, resilienter und innovativer. Sie machen weniger Fehler. Nicht, weil weniger passiert, sondern weil mehr darüber gesprochen wird. Probleme kommen früher auf den Tisch. Missverständnisse eskalieren nicht, sondern werden geklärt. Menschen fühlen sich gesehen, beteiligt und mutig genug, Dinge zu hinterfragen.
Gerade in kreativen Kontexten, in denen es keine klaren Antworten, sondern viele Optionen gibt, ist dieser Mut entscheidend. Psychologische Sicherheit ist die Voraussetzung für gesunde Konflikte, produktive Reibung und echte Teamarbeit.

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Die Rolle der Organisation
Auch jenseits der Führungskräfte kann psychologische Sicherheit systematisch gefördert werden. Strukturen und Prozesse sollten Feedbackschleifen ermöglichen, Reflexionsräume schaffen und Kommunikation auf Augenhöhe fördern. Dazu gehören regelmäßige Team-Retrospektiven, Konflikttrainings oder klare Mechanismen für Eskalationen.
Psychologische Sicherheit ist kein einmal erreichter Zustand, sondern ein laufender Aushandlungsprozess. Sie braucht Pflege, Aufmerksamkeit und vor allem: eine Kultur, in der Menschen als Menschen wahrgenommen werden – nicht nur als Ressourcen oder Rollen.
Führung als Schlüsselfaktor
Psychologische Sicherheit entsteht nicht von allein – sie wird gemacht. Und zwar durch Führung. Führungskräfte haben hier eine doppelte Verantwortung: Sie müssen nicht nur für Klarheit und Orientierung sorgen, sondern vor allem als Vorbilder für Offenheit und Lernbereitschaft wirken.
Das beginnt mit scheinbar kleinen Gesten: Fehler als Führungskraft offen zugeben. Fragen stellen. Unklarheiten ansprechen, bevor sie zu Problemen werden. Wer als Führungskraft nahbar bleibt, ohne die eigene Autorität zu verlieren, schafft einen Raum, in dem andere ebenfalls ehrlich sein können.
Ein zentraler Aspekt: Feedback darf keine Einbahnstraße sein. Wer führen will, muss Rückmeldung nicht nur geben, sondern auch einfordern und annehmen. Nur so entsteht eine Kultur, in der Kritik kein Risiko, sondern Teil des Arbeitsprozesses ist.

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Psychologische Sicherheit ist kein Luxus
Wer in Agenturen über Performance spricht, muss über psychologische Sicherheit sprechen. Nicht als Feel-Good-Maßnahme, sondern als Basis für Zusammenarbeit, Kreativität und gesunde Entwicklung. Denn wo Menschen das Gefühl haben, sie dürfen sich zeigen, da zeigen sie auch, was sie können.
Psychologische Sicherheit ist kein Luxus. Sie ist eine Führungsaufgabe, eine Kulturfrage und ein strategischer Erfolgsfaktor. Wer sie ernst nimmt, schafft nicht nur bessere Ergebnisse, sondern ein Umfeld, in dem Menschen bleiben wollen.