Blog article #7 – 16.05.2025 – Bastian Rolle

Haltung als Führungsmodell in Werbeagenturen

In vielen Diskussionen über neue Führung geht es um Tools, Techniken, Methoden. Um Feedbackprozesse, Empathie, Agilität. Alles wichtig – aber oft wird dabei vergessen, worauf all das aufbaut: die innere Haltung der Führungskraft. Haltung ist kein Soft Skill, keine Stimmung, keine Strategie. Haltung ist die Basis. Sie entscheidet darüber, wie Führung erlebt wird, ob Vertrauen entstehen kann, ob Verantwortung tatsächlich geteilt wird oder nur behauptet. Haltung wirkt. Immer. Auch wenn nichts gesagt wird. Auch wenn nichts entschieden wird.

Das Führungsmodell „Haltung“ stellt genau diese Grundlage ins Zentrum. Es fordert nichts weniger als eine ehrliche Auseinandersetzung mit dem eigenen Führungsverständnis. Nicht auf PowerPoint-Folien, sondern im täglichen Tun.

 

Foto: Averie Woodard / Unsplash

Haltung ist mehr als eine Meinung

Eine Haltung zu haben bedeutet nicht, zu allem eine Meinung zu haben. Haltung ist nicht fest, sondern bewusst. Sie zeigt sich darin, wie Menschen mit Unsicherheit, Widerstand, Verantwortung oder Macht umgehen. Wer führt, sendet Signale. Immer. Die Frage ist: Sind diese Signale reflektiert oder zufällig?

Führungshaltung heißt: Ich übernehme Verantwortung für Wirkung. Für Kommunikation, für Entscheidungen, für Konflikte. Nicht nur dann, wenn es gut läuft, sondern vor allem dann, wenn es knirscht. Wer Haltung zeigt, positioniert sich. Nicht mit Lautstärke, sondern mit Klarheit.

Zwischen Selbstbild und Fremdwirkung

Ein zentrales Element dieses Modells ist die Auseinandersetzung mit der eigenen Wirkung. Wie will ich führen – und wie wirke ich tatsächlich? Das erfordert Selbstreflexion, Feedbackfähigkeit und ein stabiles Wertefundament. Haltung entsteht da, wo Selbstbild und Fremdbild ehrlich abgeglichen werden können.
 
Gerade in Agenturen, in denen kreative Arbeit auf Vertrauen, Freiheit und schneller Zusammenarbeit basiert, ist diese Differenz entscheidend. Wer mit offener Haltung führt, erzeugt keine Abhängigkeit, sondern Begegnung. Wer Kontrolle mit Klarheit verwechselt, bleibt auf Distanz.
 

Foto: Brittney Burnett / Unsplash

Haltung schafft Orientierung

In Phasen der Veränderung ist Haltung das, was bleibt, wenn alles andere im Fluss ist. Sie ist kein Regelwerk, sondern ein innerer Kompass. Eine Führungskraft, die ihre Haltung kennt, muss nicht jeden Schritt vorplanen – aber sie kann glaubwürdig führen, auch wenn der Weg unklar ist.

Diese Art von Orientierung ist oft wirksamer als jede Strategie. Denn sie gibt dem Team Sicherheit: Da ist jemand, der nicht alles weiß, aber sich zeigt. Jemand, der entscheidet. Nicht aus Macht, sondern aus Verantwortung. Haltung bedeutet, auch dann integer zu bleiben, wenn es unbequem wird.

 

Wachstum durch Reibung

Haltung zeigt sich nicht in Harmonie, sondern im Konflikt. In schwierigen Gesprächen, bei widersprüchlichen Erwartungen, unter Druck. Genau dort entscheidet sich, ob eine Führungskraft mit Haltung führt – oder nur mit Verhalten.

Das Modell der Haltung betont: Führung ist nicht primär Beziehungspflege. Führung ist Aushandlung. Und diese Aushandlung braucht Klarheit, Standfestigkeit und Empathie zugleich. Nicht als Balanceakt, sondern als bewusst gewählte Haltung, die Reibung als Entwicklungschance begreift.

 

Foto: Brian Wangenheim / Unsplash

Führungshaltung ist lernbar

Das vielleicht wichtigste Element des Modells: Haltung ist nicht naturgegeben. Sie kann geschärft, geklärt, entwickelt werden. Durch Reflexion, Supervision, Feedback, Konflikterfahrung. Aber nur, wenn diese Prozesse ernst genommen werden – und wenn Führungskräfte bereit sind, sich als Person zu zeigen, nicht nur als Rolle.

Führungshaltung bedeutet deshalb auch: kontinuierlich lernen. Nicht methodisch, sondern menschlich. Und dabei die eigene Führung nicht als Technik zu verbessern, sondern als Beziehung zu vertiefen.

 

Key Takeaways

  • Haltung ist kein Add-on, sondern der Ausgangspunkt jeder Form von Führung.
  • Sie zeigt sich in Entscheidungen, im Verhalten – und besonders in Krisenmomenten.
  • Führungshaltung ist mehr als Überzeugung: Sie ist Verantwortung für Wirkung.
  • Haltung gibt Orientierung, gerade wenn Strukturen unsicher sind.
  • Sie lässt sich entwickeln – durch bewusste Selbstreflexion, Feedback und Haltungstrainings.
  • Wer mit Haltung führt, muss nicht perfekt sein – aber präsent.
 
 
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