Blog Artikel #5 – 09.03.2025 – Bastian Rolle

Empathie ist kein Nice to Have: Warum Agenturen einen Empathiestandard brauchen

Führungsverantwortung in Werbeagenturen hat sich verändert. Immer häufiger geraten klassische Führungskonzepte ins Wanken. Top-Down-Management, bei dem wenige Einzelne Entscheidungen treffen und diese dann bloß nach unten kommunizieren, stößt zunehmend an seine Grenzen. Talente, besonders jüngere Mitarbeitende, erwarten heute eine Führung, die sie ernst nimmt und wertschätzt, statt sie zu ignorieren oder von oben herab anzusprechen.

Dieser Wandel bedeutet jedoch nicht, dass Führungskräfte plötzlich hypersensibel oder übervorsichtig werden müssen. Es geht vielmehr um ein tieferes Verständnis dafür, dass emotionale Intelligenz, Klarheit in der Kommunikation und der bewusste Umgang mit Menschen entscheidend geworden sind. Gute Führung ist lernbar. Wer bereit ist, zuzuhören, Feedback anzunehmen und sich selbst zu reflektieren, schafft eine Basis, auf der Mitarbeitende ihr volles Potenzial entfalten.

Im Folgenden wird ein konkretes Führungsmodell skizziert, das diesen neuen Anforderungen Rechnung trägt. Es geht darum, Empathie nicht mehr dem Zufall zu überlassen, sondern sie systematisch in die Unternehmenskultur und Führungspraxis zu integrieren.

Foto: Jakob Owens / Unsplash

Empathie kann gelernt werden 

Empathie ist keine angeborene Eigenschaft, die man entweder hat oder nicht hat. Sie lässt sich gezielt fördern. Ausgangspunkt ist dabei die Fähigkeit, aufmerksam zuzuhören und bewusst die Perspektive anderer einzunehmen. Wer empathisch führt, nimmt nicht nur Worte wahr, sondern erkennt auch, welche Bedürfnisse oder Sorgen dahinter liegen. Empathische Führungskräfte sind in der Lage, Emotionen nicht einfach nur wahrzunehmen, sondern sie richtig einzuordnen und konstruktiv darauf zu reagieren.

Dabei ist eine entscheidende Abgrenzung wichtig: Empathie bedeutet nicht, dass alle Mitarbeitenden nur noch mit Samthandschuhen angefasst werden. Es geht nicht darum, jede Stimmungslage bedingungslos zu schonen oder Konflikte aus dem Weg zu gehen. Empathie verlangt vielmehr eine aufmerksame Haltung, die Menschen ernst nimmt und wertschätzt. Wer sich in einem Team dauerhaft ignoriert, kleingemacht oder übergangen fühlt, geht irgendwann. Nicht aus Bequemlichkeit, sondern weil das Vertrauen fehlt. Und genau das passiert in Agenturen heute häufiger als viele wahrhaben wollen. 

In Agenturen, die durch hohes Tempo, situative Komplexität und kreative Spannung geprägt sind, ist Empathie kein optionaler Bonus, sondern eine grundlegende Kompetenz. Häufig verlassen Mitarbeitende ihre Arbeitsstelle nicht wegen einer zu hohen Arbeitslast, sondern aufgrund ausbleibender Wertschätzung und mangelnder klarer Kommunikation.

 

Emotionale Agilität als Führungsarbeit


Emotionale Agilität beschreibt die Fähigkeit, sowohl die eigenen Emotionen als auch die Gefühle anderer bewusst wahrzunehmen und konstruktiv damit umzugehen. Führungskräfte, die diese Fähigkeit besitzen, schaffen Vertrauen. Sie reagieren nicht aus einer Laune oder aus Angst heraus, sondern aus einer reflektierten Haltung, die Sicherheit vermittelt.

Besonders wirksam ist es, wenn Führungskräfte ihre eigene Verletzlichkeit zulassen können. Wenn sie Fehler zugeben oder eigene Unsicherheiten offenlegen, entsteht Nähe. Und Nähe führt zu Vertrauen. Führungskräfte, die authentisch agieren, ermöglichen es ihren Teams, offener zu kommunizieren, ehrlicher Feedback zu geben und mutiger Neues auszuprobieren. Diese Authentizität macht Führung nicht schwach, sondern glaubwürdig.

Foto: Jr Korpa / Unsplash

Psychologische Sicherheit als Voraussetzung 

Psychologische Sicherheit entsteht dann, wenn Mitarbeitende keine Angst haben, Fehler offen einzugestehen, ihre Meinung zu äußern oder kritische Fragen zu stellen. Diese Sicherheit ist kein theoretisches Konstrukt, sondern eine gelebte Realität. Sie ist das Resultat von klarer, konsistenter und respektvoller Führung.

Für psychologische Sicherheit zu sorgen bedeutet nicht, dass alles erlaubt ist oder Kritik vermieden wird. Vielmehr geht es darum, ein Umfeld zu schaffen, in dem Fehler nicht als Schwäche, sondern als Lernchance wahrgenommen werden. In einem sicheren Arbeitsklima können Mitarbeitende Herausforderungen mit mehr Mut und Zuversicht begegnen. Gerade in Werbeagenturen, in denen sich Projekte oft schnell verändern und unerwartete Probleme auftauchen, ist dieser sichere Rahmen essenziell. 

Ein Standard, keine Ausnahme

Damit Empathie nicht nur punktuell und zufällig stattfindet, braucht es einen klaren Empathiestandard. Dieser Standard beschreibt eine systematische Verankerung empathischer Werte und Verhaltensweisen in der Führungskultur einer Agentur.

Konkret bedeutet das, dass Führungskräfte nach ihrer emotionalen Intelligenz ausgewählt, ausgebildet und bewertet werden. Regelmäßige Feedbackschleifen, gezielte Trainings und eine offene, transparente Kommunikation bilden das Fundament eines solchen Standards. Der Empathiestandard manifestiert sich im alltäglichen Umgang miteinander, in der Art, wie Konflikte gelöst werden, Entscheidungen kommuniziert werden und wie Führungskräfte auf die Bedürfnisse ihres Teams eingehen.

Wo Empathie systematisch gelebt wird, entsteht Vertrauen und Bindung. Talente bleiben, weil sie wissen, dass sie gesehen und geschätzt werden – nicht, weil sie müssen, sondern weil sie wollen.

  

Foto: Oliver Cole / Unsplash

Empathiestandard ist kein Luxus, sondern Notwendigkeit

Empathie in der Führung ist längst keine weiche, optionale Kompetenz mehr, sondern die Grundlage eines zukunftsfähigen Führungsmodells in Agenturen. Der Empathiestandard macht diese Haltung konkret und strukturiert: als Haltung, als Handlung, als System. Er schafft nicht nur bessere Zusammenarbeit, sondern ein kulturelles Fundament, auf dem kreative Arbeit nachhaltig entstehen kann.

Wer den Empathiestandard ernst nimmt, setzt auf ein Führungsmodell, das nicht aus Gewohnheit agiert, sondern aus Überzeugung. Und genau das brauchen Agenturen heute: Führung, die wirkt, weil sie verbindet.

Der Empathiestandard ist dabei kein Luxus, sondern Notwendigkeit. Er schafft kein weichgespültes Umfeld, sondern klare Strukturen und Rahmenbedingungen für wertschätzende Führung. Damit entsteht nicht nur bessere Arbeit, sondern vor allem eine nachhaltigere, tragfähigere und vertrauensvollere Zusammenarbeit… die Grundlage jeder kreativen Leistung.

 

Key Take-Aways

Der Empathiestandard ist dabei kein Luxus, sondern Notwendigkeit. Er schafft kein weichgespültes Umfeld, sondern klare Strukturen und Rahmenbedingungen für wertschätzende Führung. Damit entsteht nicht nur bessere Arbeit, sondern vor allem eine nachhaltigere, tragfähigere und vertrauensvollere Zusammenarbeit… die Grundlage jeder kreativen Leistung 

  • Empathie ist kein nice-to-have, sondern Führungsaufgabe. Sie entscheidet mit über Vertrauen, Bindung und Teamleistung.
  • Empathische Führung ist lernbar. Sie erfordert bewusste Haltung, Reflexion und regelmäßige Praxis – keine Persönlichkeitseigenschaft.
  • Emotionale Agilität schafft Führungssicherheit. Wer eigene und fremde Emotionen souverän einordnen kann, führt klarer und näher zugleich.
  • Psychologische Sicherheit ist Wirkung und Ziel. Ohne sie gibt es keine echte Offenheit, keine Innovation, und keine langfristige Zusammenarbeit.
  • Der Empathiestandard ist ein systemisches Führungsmodell. Er verankert Empathie verbindlich in Haltung, Kommunikation und Organisation. Nicht als Ausnahme, sondern als Standard.
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